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Musiktherapie bei Demenzerkrankung

 

"Es wäre denkbar, dass ein intaktes musikalisches Gedächtnis bei dementen Patienten dazu genutzt werden kann, verlorene Informationen aus anderen Gedächtnisdomänen aufzurufen" (Carsten Finke)

Warum bleibt Musik bei Alzheimer-Kranken so lange im Gedächtnis?

"Neurowissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben jetzt eine erste Erklärung dafür gefunden.

 

Das Ergebnis war eine Überraschung: Bislang vermuteten Experten, dass die Region im Schläfenlappen (Temporallappen) liegt, also dem Teil des Gehirns, der unter anderem für das Hören zuständig ist. Tatsächlich aber ermöglichen Hirnareale die Wiedererkennung von Musik, die sonst für komplexe motorische Abläufe zuständig sind.

Dies passt insofern, dass auch die Fähigkeiten zur Bewegung bei vielen Alzheimer-Patienten sehr lange erhalten bleibt. Die unerwartete Entdeckung diente den Forschern anschließend als Grundlage, um gezielt nach einer Erklärung für das gute Musikgedächtnis von Alzheimer-Kranken zu suchen.

Bestimmte Hirnregionen bleiben weitestgehend verschont

Bei Alzheimer kommt es zu drei wesentlichen Veränderungen im Gehirn: Zum einen lagern sich bestimmte Eiweiße - in der Fachwelt als Beta-Amyloide bezeichnet - ins Nervengewebe ein, zum anderen verläuft der Stoffwechsel in diesen Regionen stark verlangsamt. Schließlich kommt es zu einem Rückgang an Hirnmasse. Auf diese Merkmale hin untersuchten die Leipziger Forscher die für Musikerkennung verantwortlichen Areale bei Alzheimer-Erkrankten.

Der Schwund an Hirnmasse ist demnach in den Regionen - trotzt Eiweiß-Ablagerungen - sehr gering. Auch der Hirnstoff-wechsel verläuft auf annähernd gesundem Niveau. Nirgendwo sonst bleibt das Nervengewebe bei Alzheimer derart intakt. Fast scheint es, als wäre dieser Teil des Gehirns unempfindlich gegen die schädlichen Proteineinlagerungen.

 

Weitere Hinweise fanden Jacobsen und sein Team in vor kurzem veröffentlichter Literatur. Demnach erhöht sich auch die Vernetzung der für die Musikerkennung zuständigen Areale mit anderen, ebenfalls gut erhaltenen Hirnregionen. "Meines Wissens ist unsere die erste neurowissenschaftliche Studie, die sich mit dem Phänomen des erhaltenen Musikgedächtnisses bei Alzheimer-Patienten befasst und eine mögliche anatomische Erklärung dafür liefert", so der Neurowissenschaftler.

Ansatz für innovative Therapien

Als nächstes gilt es zu erforschen, worauf diese Unempfindlichkeit gegen den Erkrankungsprozess basiert. Die Ergebnisse könnten vielversprechende Behandlungsansätze liefern. Bereits jetzt nutzen Ärzte, Pflegepersonal und Angehörige Musikstücke, um Betroffene bei der Erhaltung von Erinnerungen zu unterstützen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Leipzig könnten Musik zu einem wichtigen Bestandteil neuer Alzheimer-Therapien werden lassen." (von Gunnar Römer, Spiegel online 15.07.15, ein weiterer Artikel bei klick auf das Bild s.o.)

Einzeltherapien
Angehörigenarbeit

 

 

 

Andere Hirnregionen zuständig als vermutet

Für ihr Projekt lokalisierten die Forscher zunächst das Musik-Langzeitgedächtnis im menschlichen Gehirn. Hierzu wurde 32 gesunden Studienteilnehmern eine Auswahl an bekannten, erst kurz zuvor gehörten und völlig unbekannten Liedern vorgespielt.

 

Währenddessen analysierten die Wissenschaftler um Jörn-Henrik Jacobsen die Hirnaktivität der Versuchspersonen mittels Ultrahoch-feld-Magnetresonanz-Tomografen - einer Form des MRT. Anhand der Ergebnisse identifizierten die Leipziger Forscher jenen Teil ​des Gehirns, der bei der Musikwiedererkennung aktiv ist.

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